"Du lebst aber auch nur für dein Kind, oder?"
...sagte meine (noch-) Chefin vorgestern zu mir.
Zuerst fühlte ich mich angegriffen.
Sie meinte es etwas belustigt und abwertend- leider ohne Beifall des (homosexuellen) Kollegens, der neben uns stand.

Ich machte mir meine Gedanken.

Und begriff:

Sie hat recht!!!

Mit stolz kann ich behaupten, dass ich mit 29 Jahren, vor 4 Jahren, meinem Sohn das Leben geschenkt habe und mein einstiges Leben abgelegt habe!

Meine Chefin ist 30 Jahre und hat sich eine Handytasche mit Herzchen und den Namen ihres Freundes gekauft. Provokativ legt sie diese jeden Tag auf ihren Schreibtisch und hofft (erfolglos) dass sie einmal darauf angesprochen wird.
Doch leider leben meine Kollegen und ich in einer anderen Welt- nicht diese aus rosaroten Elefanten und Bussi-links, Bussi-rechts- Gesellschaft. Diese Zeiten sind bei uns vorbei. Herzchen und gehören nicht in unsere Welt.

Unsere Welt ist unsere Famile!
Und bei meinen Kollegen (und ich) mit kleineren Kiddies, steht das Kind nunmal im Mittelpunkt.



Wir stehen frühs auf (entweder durch ein lautes "Maaamaaa" oder dem Wecker), rekultivieren uns in einer rekordverdächtigen Zeit zu einer einigermaßen herzeigbaren Frau, fragen den Sprößling nach dem Frühstück und bereiten dies zu, wärend die erste Tasse Kaffee geleert wird.
Danach wird das Schätzchen gewaschen und angezogen und zwischen Tasse zwei und drei wird noch schnell eine Autobahn und ein Turm gebaut, sowie ein Spielzeugauto repariert. Anschließend wird die Kitatasche gepackt und nebenher die eigenen sieben Sachen in die Handtasche geworfen. Wärend unter Tränen die Schuhe angezogen werden (der Turm ist zusammen gekracht!) fragt man, ob das Küken mit Roller oder Laufrad fahren möchte. In der Kita angekommen müssen wir noch eine Reihe von Abschiedsrituale durchlaufen, bevor wir erschrocken auf die Uhr schauen und sehen, dass wir in 10 Minuten im Geschäft antreten müssen.
Das Ziel erreicht sind wir demnach eigentlich schon wieder müde.

Nach getaner Arbeit hetzen wir in die Kita und werden von einem quängelnden Kind empfangen, dass noch nicht nach Hause möchte. Unsere Gedanken drehen sich derweilen um eine frische heiße Tasse Kaffee- die Sechste.
Wenn das Kleine dann endlich angezogen und- mit einem Bonbon bestochen- Abmarschbereit ist, kommt noch eine Erzieherin und klärt uns über die Unart auf, welche der Nachkömmling heute wieder an den Tag gelegt hat, oder drückt uns mit einem mitleidigem Blick eine Tüte mit einer "Unfallhose" in die Hand.
Falls nun nichts mehr dazwischen kommt, schaffen wir den Heimweg ohne größere Unterbrechungen und kümmern uns danach erst einmal um die dreckigen Klamotten aus der Tüte. Nebenher wird man mit mehr oder minder starkem Nachdruck aufgefordert, dem Sprössling etwas zu essen zu geben. Meist ist es schon kurz vor dem Abendessen, so dass man mit Engelzungen erklären muss, dass es jetzt keinen Muffin, Eis oder Schokolade gibt.
Das Kind zieht Leihne und kümmert sich ersteinmal um den Turm, der immer noch mitten im Wohnzimmer zerbrochen auf dem Boden liegt.
Wir denken uns, dass es nun Zeit für die Tasse Kaffee sei... aber: "Mama, was gibt es zu Abendessen?" tönt es aus dem Wohnzimmer noch bevor der neu erbaute Turm in einem lauten Krachen in sich zusammen stürzt. Laut schreiend fliegen nun Bausteine durchs Zimmer und wir müssen einige Tränen trocknen und einen neuen Turm erbauen- der dann mit keinem Blick mehr gewürdigt wird.
Das Kind witmet sich einem anderen Projekt, wärend wir schnell ein gesundes Abendessen zaubern.

Wenn wir Glück haben, schmeckt das essen und das Kind ist zufrieden und happy, bis dann dann die Worte "schlafen" und "Bett" fallen.
Nun dreht das Kleine richtig auf und will Mama mit Gewalt beweisen: "Nein, ich bin doch nicht müde!!!"
Mit Kämpfen, Bitten, Meckern, Schreien, Schimpfen und zum Schluss ein erschöpftes "Jaaaa" (*gähn*) tragen wir unser Kind dann ins Bett.
Nun wird gelesen, gesungen, gefühlte 100x das Wasserglas gereicht, gefühlte 200x aufs Klo gegangen, bis dann endlich....

...oh nein! Das Kuscheltier fehlt!
Also nochmal durch die ganze Wohnung um nach einer Stunde endlich neben einem schlafendem Kind zu sitzen.

FEIERABEND!

(vielleicht!)

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schnee-engel, Montag, 22. Juli 2013, 13:15
Genial geschrieben!!! Ich weiß, ich arbeite nicht aber ich kenn die Zeit wenn man aus der Kita heimkommt. Und für sein Kind leben ist richtig. Drück dich mal!!
Und auf keinen Fall wollen wir das - jemals wieder mit jemandem tauschen!